SCHROT – Distanz Material Munition


Eine bildhauerisch-plastische Arbeit unter kontrolliertem Zuall
WS 2017/18

Davor. Der Moment bevor sich der Finger krümmt – ihn zu beschreiben fällt schwer. Fragt man Experten sollte man es langsam tun. Ohne Hast, denn Hast lässt einen unsicher werden, ist doch Sicherheit unbedingt nötig, um das Ziel zu treffen. Doch wie kann man langsam den Finger krümmen in stetiger Erwartung des Rückstoßes, der auf einen prallt wie die Kugel ins Ziel? Der Schlüssel ist wohl die Gewissheit, alles bedacht zu haben. Distanz, Ziel, der Weg zwischen mir und dem Objekt (muss frei sein). Ist alles bedacht, wappnet man sich innerlich und drückt ab, ohne Hast, denn du hast dich vergewissert, dass alles passt. In stetem Bewusstsein, dass du verantwortlich bist, ist der Finger erst einmal gekrümmt.
 
Schuss. Ist der Finger gekrümmt, vollzieht sich ein Prozess innerhalb der Apparatur ganz automatisch. Der Schlagbolzen trifft auf das Zündhütchen, die Munition entlädt sich in einer Welle des Drucks, die nur einen Weg kennt, nach vorne – raus aus der Mündung. Dort zerstreut sie sich zunächst nicht, bleibt als Einheit. Die Geschwindigkeit ist unfassbar, schneller als der Schall. Das einzige, was man von diesem Ablauf von außen sinnlich erfassen kann, ist der Knall. Bis die Kugeln langsamer werden, sich dabei voneinander entfernen und schließlich in einem erneuten Knall, den wir nicht vom Ersten unterscheiden können, einschlagen.
 
Getroffen. Der zweite Knall ist wohl der wichtigste. Er entscheidet darüber, ob unsere Absicht zur Sicherheit wird oder ob wir unser Ziel verfehlt haben. Haben wir getroffen, kann das Trefferbild unterschiedlich sein, hängt es doch von vielen Faktoren ab: die Distanz, die Munition und die Beschaffenheit des Ziels. Sicher ist, dass es nicht revidiert werden kann. Hat man sich für bestimmte Parameter entschieden, verbleiben sie festgelegt im Ziel.
 
Dieser Ablauf ist einer von vielen möglichen. Ich selbst habe schon einige solcher Abläufe als Mensch hinter der Apparatur der Waffe erlebt. Er hat mich jedes Mal aufs Neue fasziniert, beeindruckt und mir den Respekt vor einem ca. vier Kilo schweren Metallgerät verdeutlicht, den jeder Mensch hinter einer solchen Waffe haben sollte. Diese Faszination verleitete mich als Künstler - nicht als Schütze - dazu, eine neue Perspektive des Schusses zu eröffnen. Eine, die zwar die Kraftdes Schusses zeigt, weil dies unabdingbar ist, die dies aber nicht verherrlicht und in den Fokus rücken soll. Vielmehr wollte ich die Parameter, die den Schuss und damit auch den Zustand des Ziels beeinflussen in einem experimentellen Versuchsaufbau verdeutlichen, der versucht den Zufall als stets präsente Variable zu kontrollieren. Auch die physikalische Dimension, wie sich Geschwindigkeit und Masse auf einen Gegenstand in einem Raum auswirken und eben diese auf eine neue Weise künstlerisch darzustellen, ist ein wichtiger Grundgedanke dieser Arbeit.

Abbildungen


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